Wer sind wir und woher kommen wir?
Marcus wurde 1964 in München geboren, wo er auch einen Teil seiner Kindheit verbrachte. Während der Zeit seiner Jugend lebte er mit seinen Eltern und seiner älteren Schwester im oberbayerischen Fürstenfeldbruck sowie in Pöcking a. Starnberger See.
Nach seinem Abitur und seiner Ausbildung im Garten- und Landschaftsbau studierte er Landschaftsarchitektur an der Technischen Universität München-Weihenstephan – und ist nunmehr seit über 30 Jahren als Landschaftsarchitekt in der Region München/Oberbayern tätig, seit fast 25 Jahren mit eigenem Büro ´stimmer landschaftsarchitekten` in Pöcking, im Landkreis Starnberg.
Ich wurde 1966 in Landau a.d. Isar (Niederbayern) geboren und bin unweit davon auf dem elterlichen Bauernhof mit drei Geschwistern aufgewachsen.
Wie Marcus wurde auch ich von frühester Kindheit an durch eine enge Verbindung zur Natur geprägt. Kein Wunder also, dass wir uns 1989 beim Studium der Landespflege (Landschaftsarchitektur, Landschaftsökologie) in Freising/Weihenstephan bei München kennen gelernt haben. Seit 1991 sind wir verheiratet und haben drei gemeinsame Söhne (Manuel, Corbinian und Leander), die mittlerweile alle erwachsen sind.
Beruflich arbeitete ich als Landschaftsökologin, zuletzt am Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz und betreute dort Projekte zum Schutz und zur Entwicklung von Natur- und Landschaft.
Doch die Beobachtung des ungebrochenen Trends stets zunehmender Arten-, Lebensraum- und Ressourcenverluste sowie mein Interesse an tiefen Zusammenhängen führten mich schließlich immer mehr zur Auseinandersetzung mit den Themen und Fragen des Mensch-Seins und des menschlichen Handelns. Zunehmend erkannte ich, dass die äußere Naturzerstörung vor allem ein Abbild eines inneren Gefühls des Mangels und der Trennung des Menschen von seiner eigenen Natur und seinem Ursprung ist – ich sah für mich immer mehr die Notwendigkeit und Bedeutung eines inneren Bewusstseinswandels als notwendige Voraussetzung, um positive Veränderungen im Sinne eines nachhaltigen Natur- und Ressourcenschutzes, aber auch für ein würdevolles MenschSein und Miteinander zu erreichen. Auf der Basis dieser Erkenntnisse und der Fragestellung nach entsprechenden Möglichkeiten und Methoden führte mich der Weg schließlich zu ´Insightouch`, ein auf Achtsamkeit und Bewusstseinsbildung basierendes Studium einer ganzheitlichen Persönlichkeitsentwicklung.
Neben Familie und Beruf schreibe ich seit meiner Jugend gerne Texte und Gedichte über die Natur, das Leben und die Menschen in ihrer Verbindung zu sich selbst und der Gesellschaft sowie über Veränderungsprozesse im Innen und Außen – 2020 entstand daraus das erste veröffentlichte Buch meiner ´Seelengedichte´ „Am Leben weben“. Ein zweiter Band erschien im November 2023 unter dem Titel „Tanz aus der Trauer“.
Mit Marcus zusammen habe ich mich darüber hinaus, als unsere drei Söhne älter wurden, auch gesellschaftlich-kulturell engagiert. In der Zeit von 2014 bis 2021entstanden zwei Kaffeehaus-Projekte im Süden und Osten von München: In unserem Wohnort Pöcking am Starnberger See, ca. 30 km südlich von München hatten wir 2014 das Gemeinschaftsprojekt „Literaturcafé Waschhäusl“ initiiert, hatten dafür einen Verein gegründet und mit viel Engagement und Gemeinschaftsgeist entstand das reizvolle „Literaturcafé Waschhäusl“, ein ehrenamtlich geführtes Café, dessen Erlös in Kunst- und Kulturprojekte investiert wird und das nach wie vor existiert.
Kurze Zeit später, 2015, haben wir in Forstinning, etwa 30 km östlich von München, „Café Zeitschmiede“ entwickelt – ein Kaffeehaus und Ort für Kunst, Kultur, Gespräch und Begegnung, ein Ort für das MenschSein, ohne soziale Maske und Rolle.
Die Motivation für diese Herzens-Projekte war vor allem den gesellschaftlichen Entwicklungen entsprungen, die wir im Laufe der Jahre beobachtet hatten: denn wir bemerkten, auch bei uns selbst, dass der Mensch sich immer mehr im ´Hamsterrad` der Arbeits- und Konsumprozesse verliert und dass sich Motivation und Arbeitssinn des Menschen immer mehr an äußeren, wirtschaftlichen Zielen orientieren. Wir spürten, auch bei uns selbst, dass es immer stärker darum geht, als Mensch zu funktionieren und dass Aspekte wie menschliches Miteinander, Zeit, um einfach Mensch zu sein sowie ein Leben aus eigenen, intrinsischen Zielen zu leben, immer mehr den Anforderungen einer zunehmend Konkurrenz orientierten Leistungsgesellschaft wichen.
Wo, so fragten wir uns, gibt es Räume, wo sich der Mensch einfach als Mensch fühlen und begegnen kann, ohne Konsumzwang, in der Freude, einfach zu sein … und so entstanden aus diesem ´Geist` die beiden Kaffeehäuser im Süden und Osten von München.
„Café Zeitschmiede“ umfasste zudem, über das Café hinaus, auch Räume für Achtsamkeitsmassagen, Meditation und Gespräch und wurde so für uns zur Keimzelle von „akademie.mensch.sein“, wie wir unsere Initiative zur Förderung von Achtsamkeit, (Körper-)Bewusstsein, Kreativität, menschliches Miteinander und Lebensfreude nannten.
Warum wir uns entschieden haben, nach Italien zu gehen?
„Warum wir uns für diesen Weg hierher entschieden haben?“, diese Frage wird uns häufig – sowohl von Einheimischen hier in Castiglion Fiorentino als auch von ´alten` Freunden und Bekannten gestellt. Nicht zu Unrecht. Denn ohne Zweifel ist Pöcking, wo wir mehr als 30 Jahre zusammen mit unserer Familie gelebt und uns gesellschaftlich engagiert haben, durch seine Lage am Starnberger See, unweit von München, ein sehr attraktiver Ort für das Leben.
Alle Bausteine zu benennen, warum wir, wenn man es so nennen will, Bayern oder Deutschland ´den Rücken zugekehrt haben`, ist schwierig oder gar unmöglich.
Dennoch lohnt es sich, bewusst ein wenig darüber zu reflektieren:
Unsere Affinität zu Italien – vor allem zu diesem Raum zwischen Florenz und Rom – war jedenfalls keineswegs neu: wir hatten nicht nur den einen oder anderen Urlaub mit unserer Familie hier in dieser Region verbracht; seit unserer gemeinsamen Studienzeit hatten wir die Toskana zu Fuß und mit dem Fahrrad erkundet, wir hatten ein paar Sprachkurse im benachbarten Perugia gemacht, wo wir uns im Übrigen 1990 auch verlobt haben. Auch Marcus` Diplomarbeit im Fach Landschaftsarchitektur hatte ihn und uns nach Italien (Mailand) geführt. Und wie nicht anders zu erwarten, ging auch unsere Hochzeitsreise hierher in dieses Land.
Interessanterweise, aber das haben wir erst viel später erfahren, hatte bereits Marcus` Großvater, ein Akt- und Porträtmaler holländischen Ursprungs, in den 1930er Jahren Pläne gehabt, aus seiner Wahlheimat München ´in das Land, wo die Zitronen blühen` auszuwandern. Gut zwanzig Jahre später standen Marcus` Eltern dann am italienischen Konsulat und informierten sich über einen möglichen Umzug nach Italien. In beiden Generationen scheiterten die Vorhaben letztlich aus unterschiedlichsten Gründen, aber die Liebe zu diesem Land scheint gewissermaßen in der Familie zu liegen.
Dem Entschluss, in Italien eine neue Perspektive für unser Leben zu finden, gingen jedenfalls viele Gespräche mit unseren drei erwachsenen Söhnen Manuel, Corbinian und Leander voraus, die ja selbst gerade alle am Anfang ihres eigenen selbstständigen Lebensweges standen und sich vielleicht auch deshalb besonders für diese Idee eines neuen Familien-Mittelpunktes im Süden begeistern konnten und uns entsprechend motivierten und unterstützten.
Wie für viele Menschen hatte Italien also auch für uns schon immer eine große Anziehungskraft, sei es wegen des warmen Klimas, der schönen Landschaften, der reizvollen alten Städte und Orte sowie der kurzen Wege zum Meer, sei es auf Grund der Liebe und Bedeutung für die Kunst und Kultur, besonders aber auch wegen der italienischen Lebensart, die von Offenheit, Freude und Ausgelassenheit geprägt zu sein scheint … und von warmherzigen Menschen, die sich gerne auf dem öffentlichen Piazza oder in der Bar um die Ecke treffen, die emotional und stark gestikulierend miteinander kommunizieren und selbst, wenn sie aufgebracht und wütend aufeinander sind, man immer noch den Respekt und die Freude am Dasein des anderen zu spüren meint … die Art eines ´warmen`, menschlichen und unterstützenden Umgangs miteinander also, der uns in Deutschland so oft gefehlt hat und vor allem in der Zeit der Pandemie immer mehr abhanden zu kommen schien, selbst in den kleinen Orten, wo wir lebten und uns engagierten.
Die ´Corona-Zeit` hat bei uns aber auch die Sehnsucht nach einem eigenem Stück Land geweckt. Ob es nun die Restriktionen waren oder ein in dieser Zeit zunehmendes Bewusstsein um die Endlichkeit des Lebens oder gar einfach die Lust – unabhängig von äußeren Einschränkungen – gärtnerisch und kreativ tätig werden und sich bewegen und versorgen zu können, ist nicht leicht zu beantworten. Irgendwie scheint es aber ein Traum von uns gewesen zu sein, den wir in der Jugend noch formuliert, dann aber irgendwie wohl vergessen hatten … und den wir ´durch die Erfahrungen und Empfindungen in der Zeit der Pandemie vermutlich einfach schneller und/oder bedingungsloser und mutiger angegangen sind als dies ´vor Corona` vielleicht noch der Fall gewesen wäre.
Natürlich brauchte es neben Sehnsucht auch Mut, um den Schritt der Veränderung gehen zu können. Doch, in der Rückschau betrachtet, war da selbst in der Ungewissheit, wohin uns dieser neue Weg führen würde, dennoch irgendwo eine tiefe Überzeugung, dass uns das Leben nicht zufällig dahin geführt hat. Und spätestens, als wir begonnen hatten, die ersten Immobilien-Objekte im Internet zu erkunden, wurde uns zunehmend klar, dass wir einen Ort zum Leben suchen, der nicht nur zu uns passt, sondern an dem es auch möglich sein könnte, neue Dinge und Ideen realisieren zu können, für die bislang die Zeit einfach noch nicht reif gewesen war.
Vielleicht waren ja die beiden Kaffeehäuser nicht nur neue Projekte gewesen, die wir auf den Weg gebracht haben; vielleicht waren sie mehr als das? Sicherlich waren sie Ausdruck einer Sehnsucht nach dem, wie wir das Leben und den Menschen sehen und verstehen wollen und wie wir sie auch in unseren Gedanken für eine „akademie-mensch-sein“ formuliert haben:
- dass jeder Mensch im Grunde seines Herzens sich nach Vertrauen, Anerkennung und Liebe um seiner Selbst willen sehnt,
- dass jeder Mensch seine eigenen Facetten fühlen und erkennen und sich als dieser Mensch zeigen will, ohne sich hinter ´sozialen Masken` und Rollen zu verstecken und/oder zu verlieren und
- dass jeder Mensch – bewusst oder unbewusst – sich selbst und seine ganz eigenen Ideen und Visionen erkennen und ´in die Welt` bringen möchte und so am besten zu einer lebendigen, offenen und zuversichtlichen, freudvollen Gesellschaft beitragen kann.
Mit unseren Kaffeehäusern haben wir bewusst Räume und Möglichkeiten geschaffen, wo der Mensch sich als Mensch fühlen und begegnen kann. Die Zeit der Pandemie hat uns jedoch aufgezeigt, wie stark das Gefühl der Trennung beim Einzelnen und zwischen den Menschen in der Gesellschaft fortgeschritten ist und wir fühlten uns zunehmend oft fremd und unverstanden in unserer Heimat.
Vielleicht sehnten wir uns deshalb auch nach mehr Weite und gleichzeitig nach mehr Nähe zur Natur – nach einem Platz also, wo eine stärkere Rückbesinnung und Verbundenheit mit dem Wesentlichen möglich sein würde.
Angela am 1.12.24, Castiglion Fiorentino, Arezzo