Ort und Natur von „Montalbano“
Fragt man Menschen, die schon einmal hier auf dem „Montalbano“ waren und diesen Raum erfahren haben, schwärmen sie oft davon, selbst aus der Ferne noch die Wirkung von „Fiorente“ als ´Ressource` und damit als Kraftquelle zu spüren.
Sicherlich spielt dabei die besondere Lage und der weite Blick auf die wunderschöne Landschaft des Val di Chio sowie ins Val die Chiana eine wichtige Rolle. Aber das ist es sicherlich nicht allein.
Doch was ist „Fiorente“ eigentlich?
Was zeichnet diesen Ort auf dem „Montalbano“ aus?
„Fiorente“ umfasst neben der kleinen Hofstelle mit dem alten Bauernhaus aus dem 19. Jahrhundert und dem etwas jüngeren Nebenhaus mit Gästeappartement, Massageraum und Raum zur Lagerung des Olivenöls ein etwa vier Hektar großes Stück Land am westlichen Talhang des Val di Chio:
Neben dem Wald („Bosco“, ca. 1 Hektar, bestehend aus einem Steineichen-Hangwald mit unterschiedlichen Eichenarten, Echtem Lorbeer etc.), mit seiner Erdhöhle („Grotta della Gratitudine“) wird „Fiorente“ vor allem durch seinen etwa drei Hektar großen Olivenhain und seinen 440 Olivenbäumen geprägt („Oliveto“) – eine landwirtschaftliche Kultur in terrassierter Landschaft, die seit Jahrhunderten die landschaftliche Identität des Val di Chio prägt.
Aus landschaftsökologischer Sicht schätzen wir besonders die vorhandene Vielfalt an Pflanzen und Heilkräutern (wie z.B. Zistrosen, Ringelblumen, Wilder Fenchel, Wilder Spargel, Johanniskraut, Perlgras, Jungfer im Grünen etc.) sowie die Bedeutung als Lebensraum für viele Schmetterlinge, Käfer und andere Tierarten; denn der lichte Olivenhain lässt nicht nur Raum und Sonne für andere Pflanzen- und Tierarten; die vielen unterschiedlichen Landschaftsstrukturen (z.B. Böschungen, Mulden, Baumgruppen, Übergänge zu den Waldbereichen) sowie die teils sehr variierende Bodengründigkeit bis hin zu anstehendem Basisgestein schafft zusätzlich günstige Voraussetzungen für eine hohe Artenvielfalt.
Doch nicht nur das – auch für uns Menschen, die wir dort arbeiten und verweilen, ist ein artenreicher, vitaler Olivenhain nicht nur schön, sondern er entfaltet auch positive und belebende Wirkungen auf Körper und Geist. Kaum jemand, der sich mit Offenheit und Präsenz im Olivenhain aufhält, kann sich wohl dessen besonderer Wirkung entziehen. Auch aufgrund ihres besonderen Wuchses, ihrer Fähigkeit, auch mit kargen Boden- und Wasserverhältnissen zurecht zu kommen sowie durch ihre warme und robuste Ausstrahlung laden die charakteristischen Olivenbäume nicht nur zum Ausruhen und Verweilen ein, sondern sie schenken in gewisser Weise auch Mut und Lebensfreude. Ja, man sagt ihnen sogar nach, dass sie zum Kraft-Baum werden können für Menschen, denen es an Erdung, Vertrauen und Gelassenheit fehlt.
Und dass Olivenhaine Seelenorte sind, ist nicht erst mit ́Jesus am Ölberg`, sondern auch schon in den alten mythologischen Geschichten beschrieben worden. Mehr noch: Die Geschichte des Olivenbaums ist von jeher eng verknüpft mit der Entwicklung des Menschen und seiner Kultur. Als Pflanze, die in den heiligen Texten mit am meisten erwähnt wird, ist ihre Botschaft vor allem eine Botschaft des Friedens, symbolisch ausgedrückt in der Form einer Taube, die nach dem Ende der Sintflut einen Olivenzweig in ihrem Schnabel trug und damit zum Zeichen des Neuanfangs wurde.
Die Wirkung des Olivenhains hier auf „Montalbano“ wird darüber hinaus ergänzt durch die besondere Energie des sehr naturnahen Hangwaldes und einem unweit der Zufahrtsstraße liegenden introvertierten, geschützten Platz, den wir ´Höhle der Dankbarkeit` nennen.
Vielleicht lässt sich „Fiorente“ hier auf dem Montalbano beschreiben als ein Ort, der berührt. Ein Ort, um inne zu halten und still zu werden. „Fiorente“ ist aber auch ein Ort des Lachens und der Musik. Ein Ort, der kreative und spirituelle Erfahrungen gleichermaßen zulässt und Lebensfreude weckt. Ein Ort, um zu träumen und gleichzeitig aktiv und völlig geerdet zu sein. Ein Ort, um sich selbst wahrzunehmen und gleichzeitig offen zu sein für die umgebende Natur, für die Arbeit und die Menschen, die hier leben. Ein Ort, der Rückzug und Abstand bietet und gleichzeitig Verbundenheit sowie die Nähe zum sehr lebendigen Castiglion Fiorentino – „Fiorente“, ein Ort, der die Seele berührt.
Angela und Marcus am 1.12.24, Castiglion Fiorentino, Arezzo